Ein Bericht von Katha:
Eigentlich wollte ich einen schönen Bericht über einen kleinen Ironman-Wettbewerb in Tallinn schreiben. Ich wollte zeigen, dass auch unbekanntere Wettbewerbe ihren Reiz haben. Aber wie so oft kam es anders …Fangen wir mal von vorn an. Wie bin ich auf Tallinn gekommen?
Ich suchte einen entspannten Wettbewerb, der flach war und eine großzügige Cutoff-Zeit hatte. Das bot sich in Tallinn an, zumal das auch für mein „Support-Team“ (also Familie) attraktiv war.
Leider gab es Schwierigkeiten, mein Rennrad im Flugzeug mitzunehmen. Beim Flug konnte ich auch erkennen, warum: Die Maschine, die von Helsinki nach Tallinn flog, war sehr klein.
Zum Glück fanden wir in Tallinn einen Anbieter, der mir ein Gravelbike leihen konnte. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, mir ein Fahrrad eines einheimischen Triathleten zu leihen. Auch gab es eine vom Ironman organisierte „Tauschbörse“. Aber leider hatte ich dort kein passendes Rad für mich gefunden.
Als das Rad abgeholt und eingerichtet war, holte ich die Startunterlagen ab. Es war alles super organisiert und mit unter 2000 Teilnehmern auch überschaubar. Das ausführliche Briefing auf YouTube war in drei Sprachen (Estnisch, Finnisch und Englisch) verfügbar und sehr hilfreich für die Vorbereitung.
Fahrrad und Verpflegungsbeutel mussten am Vortag abgegeben werden. Am Tag selbst konnte man aber auch noch Verpflegung mit an das Fahrrad bringen.
Um 9 Uhr ging es dann bei Sonnenschein, 12 Grad Celsius Luft- und 17,6 Grad Celsius Wassertemperatur in die Ostsee. Der Schwimmstart war eine Mischung aus Wasserrutsche und Aqua-Walking. Hinter der Sandbank konnte man dann schwimmen und sich mit Quallen und Wellen befassen. Nach den 1,9 Kilometern ging es dann aufs Rad. Schnell änderte sich jetzt das Wetter und ein leichter Nieselregen fing an, der sich in den nächsten Stunden immer mehr steigern sollte und fast zu Hagel wurde. Die Temperatur sank. Statt die Schönheit der Natur, die wunderbaren Straßen und die Sprintstrecken zu genießen, war ich am Zittern. Mir war so kalt, dass ich Hände und Füße nicht mehr spürte, ich konnte die Trinkflasche nicht halten und leider auch nichts essen. Eine Kampfrichterin bot mir eine Alu-Decke an. Später sah ich, dass viele das Angebot angenommen hatten. Mit zunehmendem Regen füllten sich die Spurrillen in der Straße mit Wasser und bremsten. Mein Learning: Beim nächsten Mal nehme ich eine Regenjacke mit, um nicht so auszukühlen, denn das Zittern war nicht nur unangenehm, es hat auch viel Kraft gekostet.
Mit den klammen Fingern konnte ich meinen Helm nicht allein öffnen. Zum Glück waren in der Wechselzone sehr nette Helfer, die mir beim Fahrradaufhängen, Beutelöffnen etc. geholfen haben.
Ohne Gefühl in Händen und Füßen ging es dann auf die Laufstrecke. Jetzt zeigte sich auch die Sonne mal wieder und machte Mut. Nach 11 Kilometern waren meine Füße wieder warm. Meine Mitläufer/-innen aus England, Ecuador und Indien teilten mein Schicksal, so kämpften wir uns dann gemeinsam ins Ziel.
Insgesamt war es ein aufregender Wettkampf. Wäre das Wetter besser gewesen, könnte ich nur schwärmen. Die Organisation war hervorragend, die Strecke ist wunderschön, der Support war vom Feinsten: Selten habe ich so viele gute Verpflegungsstationen erlebt. Technikautos mit Ersatzrädern begleiteten uns beim Radfahren. Zu den Besonderheiten in Tallinn gehörten, dass es warme Brühe an Verpflegungsstationen gab und eine Sauna im Ziel.
Auf jeden Fall empfehle ich den Tallinn Ironman 70.3 weiter.
(Text/Foto Katha)
